Weihnachtszauber

Morgen ist bei uns im Erzgebirge einer der wichtigesten Tage des Jahres, der Heilig Ohmd – der heilige Abend. Überall leuchten Schwibbögen in den Fenstern, die aus der Tradition entstanden, dem Bergmann den Heimweg zu zeigen. Früher sahen die Bergmänner in den langen Wintermonaten kein Tageslicht. Die Räuchermännchen naabeln (räuchern) in den Stuben ihren Weihrauch- oder Tannenduft und sollen das Böse vertreiben. Der Tannenbaum leuchtet das erste Mal und um 18.00 Uhr gibt es ein großes Festmal, das Neunerlei, neun Speisen, von denen jede gekostet werden muss, haben doch alle ihre Bedeutung für das kommende Jahr.

Neinerlei gehört auf den Tisch, neun verschiedene Speisen. Das war schon vor 170 Jahren so, wie es im Heiligohmdlied besungen wird. Neun ist die Zahl, die sich mit der Glückzahl Drei teilen lässt und drei mal drei Glück bedeutet.

Die Zusammensetzung des Neinerlaa wechselt von Ort zu Ort, jede Familie hat ihre Tradion und jede Speise ihre Bedeutung:

An Fleisch gibt es meist Gans oder Hase – damit das Glück treu bleibt. Bratwurst erhält die Herzlichkeit und Kraft. Klöße bringen Taler (oder Euro ;)) , Linsen bringen Groschen, Hirse schafft Kleingeld. Die Linsen dürfen nicht sauer sein, sonst wird das Leben sauer. Sauerkraut isst man, damit das Leben nicht sauer wird. Rote Rüben machen die Wangen rot und bringen Schönheit. Bier gibt Kraft und Stärke. Man reicht Buttermilch oder Semmelmilch, damit man nicht erkrankt. Fehlt Brot auf dem Tisch, fehlt es das ganze Jahr. Kompott steht dafür, dass man sich des Lebens erfreut. Es darf aber keine Blaubeeren geben, denn die bringen Trauer ins Haus. Sellerie verspricht Fruchtbarkeit ….

Jeder soll von den neun Speisen wenigstens einmal kosten. Alle müssen den Teller leeren, das bringt gutes Wetter im neuen Jahr. Wem etwas beim Essen herunterfällt, der hat im nächsten Jahr kein Glück. Und wer am längsten isst, lebt am längsten.

Das Weihnachtslicht leuchtet die ganze Nacht. Ein leeres Gedeck steht auf dem Tisch zum Gedenken an die Ahnen oder für einen Bedürftigen, der an die Tür klopfen könnte. Erst wenn alles aufgeräumt ist (Leuchter, Brot und Salz schlägt man ins Tischtuch ein und lässt das Bündel bis zum nächsten Tag liegen, das bringt Ordnung ins Haus) und das Geschirr abgewaschen, bringt Knecht Ruprecht nach lautem Poltern an der Tür das Geschenk. Aber erst nach einem Lied oder Gedicht … Am ersten Weihnachtstag, nach dem Frühgottesdienst, wird endlich der erste Stollen angeschnitten ….

Seit jeher gehört es zum Heiligabend, das auch der Haustiere und der Obstbäume gedacht wird. Die Tiere erhalten eine besondere und reichliche Futterration. Den Bäumen bindet man ein Strohband um den Stamm, in das man ein Geldstück steckt, denn auch sie sollen Weihnachten haben.

Das alles ist für mich der Zauber der Weihnacht.

Ich wünsche euch eine zauberhafte Weihnachtszeit im Kreis eurer Lieben und ruhige, besinnliche Momente.

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