Gundermann / Gundelrebe – Glechoma hederacea)
Botanisches: Der gewöhnlich am Boden niederliegende Stengel trägt gegenständige, nieren- bis herzförmige, am Rande gekerbte Blätter. Während der Blütezeit von April bis Mai / Anfang Juni richten sich seine Triebe aus. Die Oberlippe der blauen Lippenblüten ist vorn schwach ausgerandet, die Unterlippe ist dreilappig. Der Gundermann, der überall unter Gebüsch, in Hecken, an Zäunen, an Ackerrändern usw. vorkommt, ist eine der ersten Frühlingspflanzen.
Die Gundelrebe / der Gundermann genoss seit alten Zeiten bei unseren Vorfahren hohes Ansehen als Würzkraut, in der Volksmedizin und als Zauberpflanze.
Vor allem in der Walpurgisnacht und am ersten Mai sprach man der Pflanze große Kräfte zu.
Ich nutze das Kraut sehr vielfältig: im Kräutersalz, in Schokolade getaucht, ein wenig in der Kräuterlimonade, als grüne Deko auf Sahnetorten oder als Aromageber für die Schlagsahne. In manchen Gegenden werden die jungen Blätter als Suppengrün oder als Wildgemüse verwendet. Für mich gehören ein paar Blättchen in die Neunkräutersuppe. Ich rate immer, ihn sparsam zu verwenden, sein Aroma kann sehr dominant sein.
Man nannte das Kraut früher auch Soldatenpetersilie, weil es fast überall wächst und dem Essen des Heeres während der Feldzüge Würze gab.
Pferdehalter sollten versuchen, die Koppel frei von Gundermann zu halten, denn für Pferde ist das Kraut giftig.
Die Heilkraft des Gundermanns als Tee oder als Öl bei Atemwegsinfekten ist in der Volksheilkunde überliefert, ebenso seine Wirkung bei Mundfäule oder Entzündung im Mundraum.
Trägt man zum ersten Mai einen Kranz aus Gundelreben, die man in der Walpurgisnacht gepflückt hat, soll man hellsichtig werden und Hexen erkennen können. Da mich alte mystische Geschichten rund um Kräuter schon lange faszinieren, hab´ ich heute dieses Thema etwas ausführlicher für euch aufgeschrieben.
Der Gundermann der in den antiken Schriften nicht mit Sicherheit nachzuweisen ist, scheint eine echt germanische Heil- und Zauberpflanze zu sein. Als nahrungsspendende Frühlingspflanze ist der Gundermann ein guter „Pflanzengeist‘‘, der bösen Zauber abhält.
Gundermann in der ersten Mainacht geschnitten und mit Salz und Hafer vermischt, wird dem Vieh gegen Hexen gegeben (Pfalz) ferner dient er gegen angezauberte Krankheiten und überhaupt gegen das Behextsein. Wie der Dorant (Andorn) wird auch Gundermann. (‚,Gundel‘‘) zusammen mit Dost (wilder Majoran.) in einem Vers als hexenwidriges Mittel genannt.
Der Brutgans wird Gundermann ins Nest gelegt, damit sie vor Zauber geschützt sei und kräftige Junge ausbrüte (Überlieferung aus dem Erzgebirge)
Gegen das Verhexen eines Wagens verbohrt man Gundermann in die Radnabe.
Nach einem alten Aberglauben kann man die Hexen erkennen, wenn man an Walpurgi mit einem Kranz von Gundermann auf dem Kopfe in die Kirche geht (die Hexen tragen einen Milcheimer auf dem Kopf, reiten auf Ofengabeln).
Wer an Neujahr einen Strauß Gundermann mit in die Kirche nimmt, erhält die Gabe, zu sehen, wer aus der Gemeinde stirbt.
Sehr alt ist auch die Verwendung des Gundermanns im Milchzauber:
Wann einem das sein genommen wird von der Milch, so brich gundtreben vor der sonnen aufgang und sprich: Gundträbenger (d. h. Schößling vom GUNDERMANN), Ich brich dich in unser Frauwen Ehr Und in der Ehr unseres Heilgen Chrsit. Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heilgen Geistes. und ker dich allemal, wann du ein handtvoll gebrochen hast und den Segen gesprochen hast gegen aufgang der Sonne und wirfs auf und sprich:
Ich wirff dich auf in die Wolckhen
Daß mir unser lieber Herr Jesus Christ
Widergeb mein Kees und mein Molckhen.
Im Namen des Vaters usw.‘ (1617 niedergeschriebener Segen – Quelle: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 1859)
Aus neuerer Zeit heißt die Vorschrift (aus einem „‚Albertus Magnus Büchlein‘):
Wann einer Kuh das Euter behext ist, so soll man drei Kränzlein von Gundelreben winden und einen jeden Strich dreimal hinten durch die Füße melken; danach der Kuh die drei Kränzlein zu essen geben und dazu folgende Worte sprechen:
Kuh, da geb ich dir die Gundelreben
Daß du mir die Milch wollst wiedergeben!
Wenn die Kühe im Frühling zum ersten Mal ausgetrieben werden, soll man sie durch einen Kranz von Gundelrebe melken oder ihnen Gundermann zu fressen geben, die Hexen können dann den Kühen die Milch nicht rauben. Ganz allgemein wird Gundermann den Kühen gegeben, um deren Milch zu vermehren, besonders wenn ihnen diese auf zauberische Weise entzogen ist, auch das Milchgeschirr wird mit Gundermann(-Absud) gespült.
Die Verwendung des Gundermanns gegen Milchzauber mag z. T. darauf beruhen, dass die Pflanze als erstes Grün im Jahre als wertvolles, milchförderndes Viehfutter galt.
Die ältere mythologische Schule wollte einen Zusammenhang zwischen dem Gundermann (der auch den alten Namen „Donnerrebe‘‘ führt; auch andere blau blühende Frühlingspflanzen werden mit dem Donner in Verbindung gebracht, z. B. Frühlings-Enzian oder Ehrenpreis – das „Gewitterblümchen“), dem Thor (als Schützer des Viehs), dem Blitz und den Wolken (Fruchtbarkeit bringender Regen) sehen .
Als Fruchtbarkeitsmittel ist der Gundermann vielleicht auch zu deuten, wenn die Bäuerinnen mit der Pflanze den Hüftenwulst, über den die „Jüppe‘‘ angelegt wird, füllen.
Wenn man gesegnete ‚‚Bundrebeli‘= Gundermann im Haus hat, ist man gegen Krankheit geschützt. Der an Pfingsten während der Predigt gepflückte GUNDERMANN ist gegen alle Krankheit gut. Gundermann galt ebenso wie die Bibernelle als Mittel gegen die Pest. Die Wunde heilt, wenn man 77 Blättlein des Krauts darauflegt.
Den Brand im Munde vertreiben 5 oder 7 Gundelrebenblätter in ungebleichtem Tuch um den Hals gehängt. Bemerkenswert ist, dass Plinius von einer Pflanze ‚,milax‘‘, die der ‚,hedera‘‘ (der Gundermann hieß bei den alten Botanikern „hedera terrestris‘‘ – Erdefeu) ähnlich ist, sagt, dass bei Kopfweh ein Kranz aus einer ungeraden Zahl der Blätter aufgelegt werden müsse. Gegen Augenkrankheit näht man Gundermannblätter in ein leinenes Tüchlein, wobei aber kein „Knopf‘‘ gemacht werden darf und die ersten drei Stiche unter Anrufung der drei höchsten Namen getan werden müssen. Dieses Bündelchen hängt man an einer Schnur um den Hals und achtet dabei darauf, dass es auf die Herzgrube zu liegen kommt. Falls das Mittel nach neun Tagen noch nicht gewirkt hat, muß es erneuert werden.
In einem Segen gegen Mundfäule sagt Christus zu dem leidenden Petrus (oder Johannes):
Dann nimm du drei Gundelreben
Und lass sie in deinem Mund umschweben,
so wirst du gesund.
Ob ein Quäntchen Wahrheit dran ist, müsst ihr selbst überprüfen, aber ich liebe solche Geschichten über Pflanzen.
Kommt gut in den Mai!
Eure Birgit
Quellen:
Heinrich Marzell: Das Kräuterbuch; Zauberkräuter
Blechschmidt: Das erzgebirgische Kräuterbuch
Köhler: Kleine Schriften
Bächtold-Stäubli: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens
Anzeiger für die Kunde des deutschen Mittelalters
In der Küche – Rezepte in den Links:
Top Anregung und Beschreibung.
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