Es grünt und blüht. Die frühsommerlichen Temperaturen zu Ostern lassen die Vegetation regelrecht explodieren. Am letzten Wochenende tanzten noch Schneeflocken: jetzt blühen Löwenzahn, Kirschen, Tulpen und Gänsenblümchen. Das Wiesenschaumkraut hat erste weiße Spitzen und die Gundelrebe schimmert schon blau-violett.
In schattigen lichten Buchenwäldern, in Parks und Gärten könnt ihr jetzt ein Kraut entdecken, was ganz typisch für den Frühling ist – den Waldmeister. Es ist Namensgeber für ein Getränk – die Maibowle. Schon meine Mama und meine Oma haben das Getränk angesetzt – in meiner Erinnerung immer zur ersten Gartenparty mit Freunden im Jahr, wenn man endlich wieder draußen sitzen konnte und die Abende länger und milder wurden.
Der Waldmeister gehört zur Familie der Rötegewächse und dort zur Gattung der Labkräuter und ist mit Kletten-, Wiesen- und Echtem Labkraut verwandt. Der Inhaltsstoff Cumarin sorgt für den typischen Waldmeisterduft und -geschmack. Wahrnehmbar wird er erst, wenn das Kraut einige Stunden angetrocknet. Cumarin kann Kopfschmerzen und Benommenheit hervorrufen, wenn es in größeren Mengen zu sich genommen wird. Da der Cumaringehalt in der Pflanze mit der Blüte steigt, sollte Waldmeister nur vor der Blüte und nur in kleinen Dosen verwendet werden. In der Literatur ist Waldmeister aufgrund der oben beschriebenen Wirkungen als wenig bis kaum giftig eingestuft. Die Maibowle sollte deshalb ein besonderer Frühlingsluxus sein.
Ich mag den Waldmeister sehr und ein setze die Tradition meiner Familie fort. Und weil ich am Donnerstag am Waldrand schon Waldmeister gefunden habe, gab es diesmal bereits zu Ostern die Waldmeisterbowle.
Wollt ihr es ausprobieren? Hier ist unser Rezept:
Maibowle
1 Liter trockenen oder halbtrockenen Weißwein, 1 Flasche trockenen Sekt, 1 Bund Waldmeister (8 bis 10 Stängel), Zitronensaft, eine Handvoll Erdbeeren oder Himbeeren (geht auch gefrostet)
Waldmeister einige Stunden anwelken lassen. Zu einem Bündel schnüren und kopfüber in den Wein hängen. Sehr gut eignet sich ein Kochlöffel, an dem die Schnur befestigt ist. Die Schnittenden der Stiele sollen nicht in die Bowle gelangen. Je nach Geschmack den Wein etwa 45 Minuten bis max. 2 Stunden aromatisieren. Kraut entfernen, Bio- Zitronenscheiben oder Zitronensaft und Erdbeeren zufügen, gut kühlen und kurz vorm Servieren mit eiskalten Sekt auffüllen.
Besonders aromatisch und noch mehr Waldmeisteraroma erhält man mit Waldmeisterzucker. Dazu ein Bündel Waldmeister anwelken lassen. das Kraut mit Zucker in ein Schraubglas schichten und etwa eine Woche ziehen lassen. Kraut absieben. Der Zucker hält etwa ein Jahr das Aroma. ich verwende ihn zum Süßen von Desserts oder Quark oder als Zuckerguss für Plätzchen.
Wer möchte, kann für internsives Waldmeisteraroma die Erdbeeren eine halbe Stunde in Waldmeisterzucker marinieren und dann zur Bowle geben.
Für mich gehört zur Bowle ganz retromäßig noch ein Zuckerrand (Glasrand in Zitronensaft tauchen und dann in Zucker) aus Waldmeisterzucker.
Alkoholfreie Variante:
1 Liter Apfelsaft, 1 Bund Waldmeister, 1 Flasche Mineralwasser mit Kohlensäure, 1 Zitrone und eine Handvoll Erdbeeren
Zubereitung wie oben beschrieben. Apfelsaft mit Waldmeister aromatisieren, Kraut entfernen. Zitronenscheiben und Erdbeeren zufügen und mit eiskalten Mineralwasser auffüllen.
Kraut anwelken lassen
Kopfüber in Wein oder Saft hängen
Kraut entfernen, Früchte zugeben, mit Sekt oder Wasser auffüllen und genießen ….
Gutes Gelingen und lasst es euch schmecken!
Eure Birgit