Heute ist die letzte der Rauhnächte / Innernächte, das Ende der Zeit zwischen den Jahren. Morgen ist Epiphaniasfest, die Erscheinung des Herren, das älteste Fest der christlichen Kirche. Im bäuerlichen Leben hat dieser Tag ebenso große Bedeutung.
Der 6. Januar ist der letzte Tag der Zwölften, gilt noch vielfach als Abschluss des alten Jahres und eigentlicher Beginn des neuen Jahres und heißt dementsprechend: der oberste (= letzte) Tag, Großneujahr, Hochneujahr oder bei uns im Erzgebirge Huchneigahr.
Er und die ihm vorhergehende Nacht sind voller Wunder. Die Tiere können reden. Das um Mitternacht geschöpfte Wasser hat große Heilkraft. Um Mitternacht öffnet sich der Himmel, die hl. Dreifaltigkeit wird sichtbar, und wer das sieht, dem gehen drei Wünsche in Erfüllung. Der Tag hat sich jetzt um einen Hahnenschrei oder um einen Hirschsprung seit der Wintersonnenwende verlängert.
Fröhliche Feiern finden in der Familie und im größeren Kreis statt. Als ich klein war, hat sich bei meiner Urgroßmutter, später bei meiner Oma, die ganze Familie zum Essen getroffen und es gab meistens Hasenbraten.
Der Dreikönigsabend heißt in bayrischen Gegenden ‚,die feiste Rauhnacht‘, und reichliches Essen bringt Segen. Wer sich nicht genügend daran beteiligt, den tritt die Perchte. Man isst als altherkömmliche Gerichte vor allem Brei, Brot, Klöße, Kuchen, Fladen oder Zelten und Krapfen und gibt auch dem Vieh kleine Brötchen.
In Westfalen aß man früher von dem gewaltigen Mittwinterroggenbrot zu drei Malen: am Weihnachts-, Neujahrs- und Hochneujahrsabend. Die Reste werden bis Lichtmess verwahrt und dann den Pferden gegeben. Alle Weihnachtskuchen müssen in der Dreikönigsnacht aufgegessen sein; es bringt Unglück, wenn etwas übrig bleiben sollte. Wer nachher noch Hutzelbrot im Hause hat, soll es hinauswerfen.Andererseits gilt auch das Fasten an diesem Tag als vorteilhaft. In der Pfalz musste das Vieh den ganzen Tag fasten, damit es vor Krankheit geschützt sei.
Wie der Neujahrs- so gewährt auch der Hochneujahrsabend einen Blick in die Zukunft. Bleigießen und Lichterschwimmen verhelfen dazu.
Man erforscht das Wetter durch das Weizen- oder Zwiebelorakel. Im Elsaß legten die Bauern am Vorabend 12 Weizenkörner auf den Ofen. Jedes bedeutet einen Monat. Welches am andern Morgen durch die Hitze am weitesten weggesprungen ist, in dessen Monat wird das Getreide am teuersten. Für das Zwiebelorakel werden 12 Zwiebelschalen mit etwas Salz gefüllt. Jede Schale steht für einen Monat. Die Zwiebelschalen, in denen am nächsten Morgen das Salz Flüssigkeit gezogen hat, galten als Monate in denen viel Regen zu erwarten ist.
Ein anderer Brauch bezweckt die Herbeiführung von Segen und Fruchtbarkeit. So viel Obstbäume während des Einläutens am Abend des 5 . Januar mit Stroh eingebunden werden konnten, so viele tragen in diesem Jahre Früchte.
Wenn es am Dreikönigsabend friert, so wird es noch sechs Wochen hintereinander frieren. Tropft es vom Dache, so soll man mit dem Viehfutter sparsam umgehen, denn der Lenz ist noch weit (Ungarn). Scheint die Sonne, so bedeutet das Frieden im kommenden Jahre (Nordthüringen).
Am Vorabend des Epiphanienfestes fand früher in der römischen Kirche die Weihe des Taufwassers statt. Auch wurden allerlei Gegenstände in der Kirche geweiht, vor allem Wasser, Salz und Kreide, als Schutzmittel für Menschen und Vieh. Im Notfalle kann man Wasser aus dem Brunnen im eigenen Hause durch Gebet weihen.
Mit dem geweihten Wasser wurden Wohnräume, Vieh und Ställe, Felder und Weinberge besprengt Wenn man einen Schluck davon trinkt, wird man nicht krank. Es hält 7 Jahre, ohne zu faulen.
Das Dreikönigssalz wirft die Bäuerin, ehe sie die Milch anrührt, in das Rührfaß. Der Wöchnerin wird es in die Brotsuppe getan, um das Kindbettfieber fernzuhalten. Auch einer „‚Kalberkuh‘‘ im Krankheitsfalle in den Kräutertrank eingekocht. Im badischen Bolschweil streut man es gegen ein drohendes Gewitter zum Fenster hinaus, um das Haus zu schützen.
Die geweihte Kreide bekamen die Schweine am 6. Januar mit Salz zu fressen, in der Oberpfalz das Vieh auf Brot. Meist diente oder dienst sie heute noch dazu, die Namen der drei Könige an die Türen zu schreiben, um das Haus zu segnen und zu schützen.
In Polen lies man Bernstein weihen und räuchern, damit alle im Haus gesund bleiben. In Böhmen weihte man Zwiebeln, Schwefel, schwarzen Kümmel und Lorbeer; die letzteren werden mit Weihwasser und Salz zu einem Kuchen angerührt und Stücke davon den Kühen gegeben, wenn sie gekalbt hatten.
Der Dreikönigstag ist eine Tummelzeit unheimlicher Mächte. Die nacht vorher ist im Volksglauben die gefährlichste der zwölf Nächte. Man geht daher nicht gern ins Freie. Besonders die häßliche Perchta ist gefürchtet. Oft führt die Perchta einen langen Zug von Kindern (= Seelen) mit; sie wird auch Königin der Heimchen genannt und kommt auch mit einem Wagen angebraust. Da sie gern kleine Kinder raubt, so legt man diese am Dreikönigstag nicht in die Wiege, sondern darunter.
Die Perchte untersuchte die Rocken(Spinn)stuben und bringt den Spinnerinnen (es darf am Dreikönigstag nicht gesponnen werden) zur Strafe leere Spulen.
Man tritt den unheimlichen Mächten aber auch mit gewaltsameren Maßregeln entgegen. Unter wildem Lärm ziehen maskierte Schreckensgestalten — Abbilder der Dämonen selbst — gegen sie zu Felde und vertreiben sie mit Schellengeläute, Peitschenknallen, Kettenrasseln und ähnlichem Getöse. Das macht die Bäume fruchtbar. Je mehr „Perchteln‘‘ mitlaufen, desto ertragreicher wird das Jahr. Der Brauch ist im Gebiet der Alpen heute noch üblich.
Russische Bauern zünden am Weihnachts- und am Dreikönigsvorabend auf ihren Höfen Stroh an, damit die Verstorbenen sich wärmen können.
Die Dreikönigsnacht ist die letzte und größte Rauhnacht. Haus und Stall werden ausgeräuchert. Dabei sollte man dicht um die Glutpfanne stehen, damit der Weizen gut gerate. Hier und da hält man über das Rauchwerk einen Laib Brot. Im Innviertel und in Niederösterreich halten Männer und Weiber ihre Kopfbedeckung über die Rauchpfanne; das schützt vor Kopfweh Vor dem ‚‚Königrauchen‘‘ muss das Haus gekehrt werden, sonst tragen die Mäuse den Staub in die Augen.
Ich glaube, ein Fünkchen Wahrheit steckt in jeder Überlieferung.
Habt morgen einen schönen Hochneujahrstag!
Eure Birgit
Quellen:
Handbuch des deutschen Aberglaubens
Hörmann: Volksleben
Blechschmidt: Das Erzgebirgsjahr
Reuschel: Volkskunde
Stoll: Zauberglauben