Bevor der 1. Mai im Jahr 1889 zum Tag der Arbeit erklärt und zum sozialistischen Weltfeiertag wurde und Papst Pius XII. ihn 1955 zum Fest „Joseph der Arbeiter“ erhob, war es der Tag, an dem freudig der Lenz gegrüßt wurde.
„Komm lieber Mai und mache die Bäume wieder grün“ heißt es in einem Volkslied.

Auf unterschiedliche Weise wird weit und breit der 1. Mai begangen. Im Erzgebirge ist es in verschiedenen Ortschaften heute noch üblich, einen Maibaum aus dem Wald zu holen und ihn in der Dorfmitte oder in der Stadt auf dem Marktplatz aufzustellen. Der Maibaum ist meist eine Fichte.

Nach altem Brauch soll er bei Tagesanbruch noch im Wald stehen. Vom Förster angewiesen, wird er von jungen Männern gefällt, entastet und bis zum Wipfel entrindet. Der Wipfel bleibt als Maibuschen erhalten.
Früher waren die jungen Frauen für das Schmücken zuständig, sie sammelten das Reisig für Girlanden und Kränze. Der Baum wurde mit frischen Grün, meist von Birke, Hasel und Bändern herausgeputzt. Bis nach dem zweiten Weltkrieg war er noch mit Wurst und Naschwerk geschmückt. Man musste hochklettern und ein Stück ergreifen. Meine Mutter hat sich so manches Stück ergattert – zum Leidwesen meiner Oma wurden dabei die Sonntagskleider vom Harz ruiniert. Heute wird der Baum oft schon am 30. April gesetzt, geschmückt wird er von Vereinen.
Maibaumstellen war mit viel Schabernack verbunden. In alten Zeiten musste der Maibaum gut bewacht werden. Gelang es der Jungend des Nachbardorfs den Maibaum umzuwerfen und zu „entführen“, bekam man den nur gegen ein Faß Freibier zurück. Später wurde unterm Maibaum getanzt. Das Treffen unterm Maibaum als Ort der Geselligkeit hat sich bis heute erhalten.
Einen Maibaum, meist eine junge Birke, stellte man jungen Mädchen in den Garten. Die zarten jungen Blättchen sollten die aufkeimende Liebe symbolisieren.

Eine ganz alte, fast vergessene Tradition ist das Setzen der Vogelbeere / Eberesche als Maibaum. Wer schon einmal an den Blüten dieses Baumes, der im Mai blüht, geschnuppert hat, weiß das es sehr unangenehm, für empfindliche Nasen schon widerlich riecht. Im Mittelalter nannte man die Vogelbeere, wie auch andere Bäume, deren Blüten und Rinden stinken, Faulbaum. Der Name wurde auch mit der Eigenschaft faul und träge in Verbindung gebracht.
Jungen Frauen, deren Garten bis Anfang Mai noch nicht umgegraben war, setzte man am 1. Mai ein junges Vogelbeerbäumchen zum Zeichen ihrer Faulheit in den Garten.
Die Wandlung des Maibaum vom Schandbaum zum Zeichen der Liebe und der Freude im Laufe der Zeit finde ich viel schöner! Kommt gut in den Mai! Eure Birgit
