30. November – Andreastag

Heute ist Andreastag, ein wichtiger Lostag im Kalender unserer Ahnen.

Der 30. November ist dem heiligen Andreas gewidmet, dem älteren Bruder des Petrus. Als St. Andreas ist er der Schutzheilige vieler Länder, von Russland, Griechenland und Spanien. Man sagt von ihm, er helfe bei Halsweh, Gicht, Unfruchtbarkeit und er könne den Rotlauf von Schweinen verhindern.

Er ist der Schutzpatron der Fischer und der Bergwerke und wurde in meiner Heimat, dem Erzgebirge, früher ganz besonders verehrt. Außerdem ist er Gründer, Beschützer und Förderer des Ehestands, der Schutzpatron der alten Jungfern und Liebesleute.

Das war besonders für die jungen Mädchen wichtig, denn an keinem anderen Tag kann man mehr über den Liebsten erfahren.

Dazu schüttelt das Mädchen in der Andreasnacht um Mitternacht ein Obstbäumchen und sagt: „Ich schüttel dich, ich rüttel dich, bring Glück und Segen über mich.“ Dann soll Andreas bald einen Bräutigam bringen.“ oder auch den Spruch: „Liebes Bäumlein, ich schüttel dich, sende den der liebet mich, und will er sich nicht stellen, mag doch sein Hüdchen bellen.“ Aus der Gegend, wo Hundegebell ertönt, soll der zukünftige Hausstand sein.

Ein Brauch ist auch das Zweige eintragen. Um 6, 9 oder 12 Uhr eingetragene Zweige, „Ritteln“ von sieben oder neunerlei Bäumen und Sträuchern, und zwar des Apfel-, Kirsch-, Birn- und Pflaumenbaums, der Kastanie, des Holunders, des Stachel-, Himbeer- und Johannisbeerstrauches werden ins Wasser gestellt und in der Stube oder im Keller aufbewahrt. Blühen die Zweige zu Weihnachten, kommt ein Bund mit dem Herzallerliebsten zustande. Das „Ritteln“, das Sammeln der Zweige, muss aber heimlich geschehen.

Mädchen können aber auch einen Apfel in einem Zug schälen. Die Schale werfen sie über den Kopf hinter sich. Aus den Verschlingungen der Schale soll man dann das Monogramm des Zukünfigen deuten können.

Überliefert ist auch das folgende Bittgebet:

Dös, mös, heiliger Andreas,
lass mir erscheinen
den herzallerliebsten meinen,
in seiner Gestalt,
in seinem Hobit [Habit]
wie er mit mir vor dem Traualtar kniet.
Ist er reich, so kommt er geritten,
ist er arm, so kommt er geschritten,
ist er von hier, so begegnet er mir.

 

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In diesem Jahr fällt der Andreasabendauf den Vorabend des ersten Advent, ein ganz besonderer Tag im Gebirge. Gestern oder heute früh wurden die Manneln geweckt: Räuchermännchen, Nussknacker und Engel stehen heute wieder in der Stube oder im Fenster, die Pyramide oder die Spinne, der Deckenleuchter, dreht sich am Abend das das erste Mal im Advent. In manchen Familien gibt es das erste Festessen, ist es doch der „klaane Heilig-Ohmd“ (kleine Weihnachtsabend).  Heute wird das oft in Gemeinschaft begangen: beim Anschieben der großen Ortspyramiden treffen sich die Nachbarn auf einen Glühwein zum Plausch. Alle Fenster strahlen das erstmals im vollen Lichterglanz.

Wir freuen uns auf die Vorweihnachtszeit.

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Die letzte Nacht ist bei uns etwas Schnee gefallen. Die Natur war angezuckert. Der Volksmund sagt: „Andreasschnee bleibt 100 Tage liegen.“

Am Vormittag kam die Sonne hervor und es wurde richtig schön:

Andreas hell und klar bringt ein gutes Jahr.

Freuen wir uns auf ein gutes Jahr! Denn ein Fünkchen Wahrheit steckt doch in jeder Überlieferung.

Eure Birgit

Quellen:

John: Aberglaube, Sitte und Brauch im sächsischen Erzgebirge (1909)
Blechschmidt: Das Erzgebirgsjahr (2007)
und Überlieferungen unserer Familie

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